Köln: Druckerei geschlossen – Arbeiter ausgesperrt

    Anfang Oktober 2023 hat die Geschäftsführung von DuMont (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express) den Zeitungsdruck eingestellt und den Druckauftrag an eine (natürlich tariflose) Druckerei in Koblenz verlagert.
    Nun haben wir in den letzten Monaten so viele Schließungen von Zeitungsdruckereien erlebt wie nie zuvor. Die Verleger vernichten damit nicht nur Arbeitsplätze und Existenzen, um ihre Renditen zu sichern, sie schaden auch den Zeitungen selbst. Man muss es immer wieder betonen: Die Qualität einer Zeitung entsteht oder verfällt über die ganze Wertschöpfungskette von der Redaktion über Verlag und Technik bis zur Zustellung. Der schönste Artikel der feinsten Edelfeder der Redaktion ist nichts wert, wenn die Zeitung am Morgen nicht im Briefkasten steckt. Vom Verbreitungsgebiet weit entfernte Druckstandorte benötigen frühere Andruckzeiten, das bedingt einen früheren Redaktionsschluss, die Aktualität leidet (das Bundesliga-Abendspiel und die Champions-League oder die abendliche Pressekonferenz kommen dann im Blatt eben nicht mehr vor), die Qualität der Zeitung sinkt. Und eine wirtschaftlich tragfähige digitale Alternative für die Regionalzeitungen ist nicht in Sicht. So weit – so üblich.
    Was aber in Köln geschehen ist, sprengt alles bisher Vorstellbare. Am 4. Oktober standen die Beschäftigten des Zeitungsdrucks von DuMont vor verschlossenen Werkstoren. Bei Nacht und Nebel hatte die Geschäftsführung über den Feiertag den Betrieb geräumt, die Werkstore verschlossen, die 200 Beschäftigten von Betriebsmitteln und Arbeitsplätzen ausgesperrt. Der Betriebsrat war nicht informiert, seine Beteiligung ausgeschaltet. Sicherheitshalber ließ sich das Management von angeheuerten Bodyguards beschützen. Wenn solches Verhalten Schule macht, können wir die Betriebsverfassung und unser Arbeitsrecht in die Tonne treten.
    Aber die Belegschaft wehrt sich! Für derartiges Vorgehen muss ein hoher, damit mögliche Nachahmer abschreckender, Preis zu zahlen sein, finanziell und politisch. Der Betriebsrat verhandelt über angemessene Leistungen in einem Sozialplan, die die Geschäftsführung zunächst verweigern wollte. Auf bisher zwei von ver.di organisierten Kundgebungen solidarisierten sich mit der betroffenen Belegschaft weite Teile der Kölner Stadtgesellschaft: Beschäftigte anderer DuMont-Gesellschaften, Belegschaften anderer Betriebe, Leserinnen und Leser, Kölner Bürgerinnen und Bürger, Gaststätten, Sportvereine, die Kultur – mehrere Kölner Bands sind spontan bei den Kundgebungen aufgetreten –, die Stadt- und Landespolitik. All das bewirkt einen empfindlichen Ansehensverlust für die sehr auf ihren „guten Ruf“ bedachten Verlage und Verlegerfamilien. Die Kölner Kolleginnen und Kollegen und ihre Gewerkschaft zeigen, was solidarisches Handeln bewirken kann. Sie zeigen damit gleichzeitig weit über ihre Stadt hinaus, dass Unternehmerwillkür, Rechtsbruch und der Verlust jeglichen Anstands schmerzhafte Folgen haben können und sich letztlich nicht auszahlen.

     

    Arbeitskampf Köln

    Druckereimitarbeiter in Köln protestieren wegen Schließung
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    ver.di Kampagnen